Digitale Edition und Kommentierung
der Tagebücher des Fürsten
CHRISTIAN II.
von Anhalt-Bernburg (1599–1656)
 
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Biographie des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg

Christian II. von Anhalt-Bernburg entstammte dem alten Hochadelsgeschlecht der Askanier und wurde am 11. August 1599 als zweiter Sohn des Fürsten Christian I. (1568–1630) und dessen Gemahlin Anna Gräfin von Bentheim (1579–1624) in Amberg geboren, wo sein Vater seit 1595 als kurpfälzischer Rat und Statthalter der Oberpfalz amtierte. Nach seiner ab 1605 in Dessau erhaltenen Erziehung, dem Studium in Genf (1608/09) und Lyon (1609/10) sowie seiner ersten Kavalierstour durch Italien (1613/14) diente der Prinz auf väterlichen Wunsch 1616/17 in Begleitung des Burggrafen Christoph von Dohna (1583–1637) als Volontär im savoyischen Heer. Anschließend begab er sich zur Fortsetzung seiner Ausbildung an den Hof König Jakobs I. von England (1617/18). Seit seiner Rückkehr beteiligte ihn sein Vater verstärkt an den laufenden Staatsgeschäften und übertrug ihm 1619/20 das Kommando über zwei böhmische Regimenter, welche für die protestantischen Stände des Königreichs kämpften. In der Entscheidungsschlacht am Weißen Berg vom 8. November 1620 wurde Christian d. J. schwer verwundet und geriet in kaiserliche Kriegsgefangenschaft, aus der ihn erst Ende 1622 sein für alle Zukunft verbindlicher Treueschwur gegenüber dem Haus Habsburg löste. Danach trat er seine zweite Italien-Reise (1623/24) an und erreichte bei Kaiser Ferdinand II. schließlich auch die Begnadigung seines bis dahin mit der Reichsacht belegten und ins dänische Exil geflohenen Vaters. Von einem im Anschluss geplanten Besuch Spaniens hatten ihm seine Verwandten erfolgreich abgeraten. Am 17. März 1625 heiratete der Askanier die lutherische Herzogin Eleonora Sophia von Schleswig-Holstein-Sonderburg (1603–1675), mit der er zunächst Frankreich und die Niederlande (1625–27) bereiste, bevor er mit ihr drei Jahre auf Schloss Ballenstedt residierte.

Im April 1630 starb der alte Fürst und Christian II. übernahm auf Grund des damals noch fehlenden Primogeniturrechts gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern Ernst (1608–1632) und Friedrich (1613–1670), dem er 1635 die Ämter des sogenannten Harzdistrikts als halbeigenständiges Territorium überlassen musste, die Regierung des Bernburger Landesteils. Seine Herrschaft blieb jedoch dauerhaft von den katastrophalen Auswirkungen und Folgen des Dreißigjährigen Krieges überschattet. Das vergleichsweise kleine und mindermächtige mitteldeutsche Fürstentum diente alliierten wie feindlichen Soldaten zwischen 1625 und 1650 nahezu ununterbrochen zum Auf- und Durchmarsch sowie zur Quartiernahme. In den Jahren 1626 (Schlacht an der Dessauer Brücke), 1636 und 1641 (jeweils Vertreibung der Schweden durch kaiserliche bzw. kursächsische Truppen) sowie 1644 (mehrmonatiges Stilllager beider Hauptarmeen vor Bernburg, schließlich Flucht des kaiserlich-kursächsischen Heeres vor dem schwedischen) war es von Kampfhandlungen sogar direkt betroffen. Das Eingreifen König Gustavs II. Adolf in den „Teutschen Krieg” (1630) und dessen militärische Erfolge von 1631 zwangen die Fürsten Ludwig von Anhalt-Köthen (1579–1650), August von Anhalt-Plötzkau (1575–1653), Johann Casimir von Anhalt–Dessau (1596–1660), Johann VI. von Anhalt-Zerbst (1621–1667) und – wenngleich wegen seines Loyalitätseides gegenüber dem Reichsoberhaupt unter anfänglichem Protest – auch Christian II. von Anhalt-Bernburg Mitte September 1631 zu einem Bündnis mit Schweden, das aber bereits durch ihren Beitritt zum Prager Friedensvertrag zwischen Kaiser Ferdinand II. und Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen vom Mai 1635 beendet wurde. Mehrfach ersuchte Christian die beteiligten Kriegsparteien persönlich um die Schonung seines demographisch, finanziell und wirtschaftlich ausgebluteten Kleinterritoriums, erzielte damit allerdings keinen nachhaltigen Erfolg. Nicht einmal die Beschießung seines Bernburger Residenzschlosses (1636 und 1641) vermochte der Fürst zu verhindern. Wiederholt sah er sich deshalb genötigt, seine Familie und wertvolle Gegenstände zeitweise außerhalb des Landes in Sicherheit zu bringen. Seine parallelen Bewerbungen um eine standesgemäße Charge in kaiserlichen oder polnischen Kriegsdiensten schlugen ebenfalls fehl, verschafften ihm 1629 jedoch wenigstens die Würde eines Ehrenkämmerers am Wiener Hof und den damit verbundenen Anspruch auf eine jährliche Pension von etlichen tausend Reichstalern. Als sich die Lage in Anhalt etwas beruhigt hatte, reiste Christian II. 1645/46 mit seinen ältesten Söhnen Erdmann Gideon (1632–1649) und Viktor Amadeus (1634–1718) in die Vereinigten Niederlande, wo der Leidener Theologieprofessor Friedrich Spanheim d. Ä. (1600–1649) die beiden Prinzen als Schüler annahm. Um seine dynastischen, konfessionellen und politischen Interessen zu wahren, besuchte er auf dem Weg dorthin nicht zuletzt den damals begonnenen Friedenskongress in Münster und Osnabrück. Im Sommer 1654 begleitete der Fürst dann auch seinen jüngsten Sohn Karl Ursinus (1642–1660) in die Generalstaaten. Während der Jahre vom Westfälischen Frieden bis zu seinem Tod am 22. September 1656 widmete er sich zuletzt der Reorganisation des anhaltischen Steuer-, Schulden- und Rechtswesens.

Trotz aller Widrigkeiten war Christian nicht nur einer der literarisch und sprachlich interessiertesten Reichsfürsten des Barock, sondern auch eines der aktivsten hochadligen Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft, der er bereits seit 1622 unter dem Namen „Der Unveränderliche” angehörte. Dieser Ruf beruht – neben einigen Gelegenheitsdichtungen – primär auf seinen deutschen Übersetzungen von Mambrino Roseos Guevara-Bearbeitung „L’institutione del prencipe christiano” (1639), Charles Drelincourts „De la Persévérance des Saints” (1641), und Jean Daillés „Les dernières heures de M. Du Plessis Mornay” (1641) sowie einer französischen Fassung der „Hypothekai basilikes agoges” des oströmischen Kaisers Manuel II. Palaeologus (1650).

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